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Lady Jessica
geboren 20. 11. 1992
gestorben 01. 02. 2009
die über die Regenbogenbrücke gegangen ist, gewidmet.
Als Dankeschön für viele schöne gemeinsame Jahre und zur Erinnerung an eine tolle Weggefährtin.
Lady Jessica - In Memory
Am 20. November 1992 wurde ich, in einer kleinen mittelfränkischen Ortschaft Nähe Nürnberg, in einem Wohnwagen geboren, den meine
Züchterin eigens dafür hergerichtet hatte.
Mein Mama war eine reinrassige Shi Tzu Hündin, edler Abstammung, und mein Vater ein Pomeranianspitz, also war ich ein Betriebsunfall, da unsere
Züchterin vergessen hatte eine Verbindungstür zu schließen und so fand mein Vater den Weg zu Mama. Von meinem Vater hatte ich nur die
süße Stupsnase, nicht so eine platte wie meine Mama, und die Pfiffigkeit geerbt. Alles andere bekam ich von Mama: ein glänzendes Fell,
große Kulleraugen und eine schöne Schnauze. Ich sollte mal ein schönes grau-braunes, seidiges Fell bekommen, doch als ich geboren
wurde, war ich komplett schwarz. Mama umsorgte mich und mein Schwesterchen sehr liebevoll. Als wir die Augen aufmachen konnten und Mama zum ersten
Mal sahen, war das ein schönes Erlebnis. Mit meiner Schwester spielte ich, aber wir stritten uns auch ab und an um die Gunst von unserer
Mutter.
Im Alter von acht Wochen wurde ich mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen. Meine Züchterin nahm mich hoch und sagte zu mir: So, meine
Kleine, nun bekommst du ein schönes neues Zuhause und eine nette Familie. So ganz genau konnte ich damit nichts anfangen und ließ mich
überraschen. Vor dem Wohnwagen erkannte ich eine Frau und einen Mann. Meine Züchterin meinte: Das ist sie. Die hatte ich für sie
gedacht, und reichte mich meinem neuen Frauchen. Die rief aus: Och. Ist die süüüüß. Einen Spruch, den ich noch so oft
hören musste.
Mein Frauchen roch gut und so kuschelte ich mich eng an sie. Nachdem alles erledigt und ich nun verkauft war, fuhren Herrchen und Frauchen mich nach
Hause. Sie hatten eine große Wohnung, die ich erstmal erkunden musste. Ich schnüffelte jeden Quadratzentimeter ab und war damit reichlich
beschäftigt.
Wie kann man einen Hund nur Jessica nennen?, hörte ich mein Frauchen zu Herrchen sagen. Ich marschierte zu ihr und wuffte sie zum ersten Mal als
Zustimmung an. Sie lachte und meinte dann: Ne, sie bekommt einen anderen Namen. Sie wird Lady heißen, dass passt dann zu Jessica. Der Name
gefiel mir und ich leckte ihr aus Dankbarkeit mal über ihre Finger.
Dann zeigte Frauchen mir meine Wasserschüssel, den Futterplatz und meinen eigenen großen Korb, indem schon einiges an Spielzeug lag. Doch
dass interessierte mich nun um Mitternacht überhaupt nicht. Ich ging auf erneute Entdeckungsreise. Viele Zimmer, mit dicken Teppichböden,
musste ich erst inspizieren. Frauchen und Herrchen saßen in dem ganz großen Raum und warteten auf mich. Sie unterhielten sich. Nachdem ich
alle Zimmer durch hatte ging ich zu den beiden. Jetzt war der Raum dran. Da gab es keinen kuscheligen Boden, sondern nur einen kleinen Teppich.
Ansonsten Parkettfussboden auf dem ich erstmal keinen Halt fand. Für das Zimmer brauchte ich am längsten und für meinen Korb. Nun
wollte ich wissen, mit was ich alles spielen konnte und sortierte da mal aus. Und die beiden hatten alles richtig gekauft, ich war sehr zufrieden.
So langsam sollten wir mal schlafen gehen, sagte da Frauchen. Eine gute Idee, denn ich war nun hundemüde. Man nahm meinen Korb und stellte ihn
neben das hohe Bett. Das ist deine Heia. Da kannst du nun immer schön schlafen, erklärte mir Herrchen und legte sich auf das große
Bett, wo Frauchen schon war. Dann machte er das Licht aus, was mir überhaupt nicht gefiel. Ich begann zu jammern. Licht wieder an und Herrchen
beugte sich zu mir runter, streichelte und beruhigte mich. Das Spielchen machten wir dreimal.
Entnervt nahm er mich dann zu sich hoch. Da war es viel schöner, noch kuscheliger, wärmer. Zufrieden legte ich mich zwischen die Beiden,
jedoch sehr nah an Frauchen. Die nahm mich in den Arm, streichelte mich noch mal kurz und dann schlief ich meine erste Nacht in meinem neuen Zuhause.
Am Morgen ging dann Frauchen zum ersten Mal mit mir Gassi und ich lernte die Umgebung kennen. Viele Grünflächen, wo man schön sein
Geschäft machen konnte, luden auch zum Tollen und Rennen ein. Hier gefiel es mir und ich markierte mal mein Reich ab.
Was mir nicht gefiel, ich kam nirgends hoch. Wenn Frauchen auf der Couch saß, musste ich immer betteln, dass sie mich hoch hebt. Auch kam ich
nicht in das große Bett. Ich war ja nur einen Handvoll Hund. Aber Frauchen war pfiffig; sie baute mir eine Treppe, damit ich zu ihr konnte. Nur
wusste ich da noch nicht, wie man die besteigt, also lernte mir das Frauchen, indem sie meine Pfoten nahm und die ganz leicht bewegte. Das kapierte
ich recht schnell und konnte so, immer wann ich wollte, zu ihr. Runter ging es dann umgekehrt.
Wir gewöhnten uns alle drei recht schnell aneinander und ich lernte viel Neues kennen.
Unsere ersten Wochen.
Frauchen ging Arbeiten und Herrchen war selbständig, so verbrachte ich unter Tags viel Zeit mit ihm. Der nahm mich überall mit hin und ich
entwickelte eine neue Leidenschaft: Autofahren. Als Welpe sah ich jedoch nicht viel, aber als ich größer wurde und auf die Hutablage
springen konnte, war das immer ein tolles Erlebnis. Wenn es hieß: Lady, komm Autofahren, dann flitzte ich ganz aufgeregt schon zur Tür und
es konnte nicht schnell genug gehen. Auch im Auto musste ich alles abschnüffeln. Und das zweimal, denn jeder hatte sein eigenes Fahrzeug. Wenn
beide zusammen fuhren, war es schön für mich, denn ich krabbelte dann auf Frauchens Schoß und konnte so viel sehen. Da stellte ich
mich auf ihre Beine, sie hielt mich auch immer fest, denn beim Kurven fahren, kippte ich schon mal um. Später machte mir das nichts mehr aus,
denn ich hatte gelernt, mein Gewicht zu verlagern. Wenn es dunkel wurde, sah ich leider nie fiel und das war blöd. Doch dann igelte ich mich auf
Frauchens Schoß ein und ratzte eine Runde, bis wir am Ziel oder wieder zu Hause waren.
Ich lernte auch Frauchens Mama und Papa in den ersten Wochen gleich kennen. Die waren genau so lieb, obwohl der Papa meinte: Das ist doch kein Hund.
Das ist ein Häufchen Hund. Eine Dogge ist ein Hund. Die Kleine hier hat eher den Anschein, als ob sie mal eine Katze würde. So ganz Unrecht
hatte er da nicht, denn man sagte zum Shi Tzu auch Löwenhund. Na ja, in Miniaturausführung. Und ne Dogge? Ne, so groß wollte ich nicht
werden. Doch die Viecher waren nicht schlecht, die konnte man gut als Unterstand benutzen, wenn es regnete oder schneite.
Schnee. Ein schönes Stichwort. Wir hatten ja noch Winter und da fielen dann so komische weiße Flocken immer vom Himmel, die einen nass
machten. Aber wenn da viele am Boden lagen, konnte man damit spielen. Ich schob mit meiner Schnauze alles zusammen und hatte eine kleine Kugel. Die
nahm dann Frauchen und warf sie weg und ich hinter her. Nur konnte ich die nie ins Maul nehmen, da zerfiel sie und ich hatte alles in meiner
Schnauze.
Wenn ganz viel Schnee lag, so hieß das Zeugs, dann bekam ich Probleme. Der gefror dann im Fell an meinen Beinchen und ich konnte mich nicht mehr
bewegen. Aber Frauchen nahm mich hoch, trug mich nach Hause, machte die Klumpen ab und föhnte mich dann trocken. Da war dann wieder alles gut,
bis ein paar Stunden später der ganze Zinnober von vorne begann.
Das Wichtigste: mein Futter.
Da war ich ein pflegeleichter kleiner Hund und auch nicht allzu wählerisch.
Als mich Frauchen damals holte, fragte sie auch meine Züchterin, was man so einem kleinen Kerl fütterte. Fangen sie nie mit fertigen
Hundefutter an, riet sie. Meine Hunde bekommen all das, was wir auch essen. Sie merkt schon, was sie mag oder nicht mag. Gefuttert hatte ich, was der
Tisch des Hauses hergab. So hatte es ja auch meine Züchterin empfohlen.
Und ich mochte vieles. Spaghetti, aber nur mit Fleischsoße, Rinderbraten, Schweinebraten, Möhrengemüse, so manche Karotte knackte ich
auch schon mal roh, Brathähnchen, da vor allem die Knorpel, die gut für meine Gelenke waren, Ente, Gans, Markknochen.
Nur beim Fisch war ich wählerisch. Sehr wählerisch, denn nachdem ich mal Hering in Sahnesoße von meinem Herrchen bekam, leider leckte
der die Sahnesoße größtenteils ab, mochte ich keinen anderen Fisch. Joghurt war auch sehr lecker, aber nur Pfirsich-, Erdbeer-,
Himbeer- oder Naturjoghurt. Da durfte ich immer den Deckel abschlecken und danach den Becher auslecken. Was auch sehr lecker war, Gyros.
Hmmm. Das zu bekommen, war relativ einfach. Nachdem mal wieder das Programm durch war, trat ich kurzfristig in Hungerstreik. Dann bestellte Frauchen
oder mein zweites Herrchen, der trat 2003 in mein Leben, beim Griechen für mich eine Portion Gyros ohne Zwiebeln mit.
Ein Erlebnis war zum Chinesen Essen zu gehen. Gebratene Entenbrust. Armes Frauchen, sie bekam meistens nur die Beilagen und ich das Fleisch. Doch
dann entdeckte mein neues Herrchen ein Lokal, wo es Büffet gab und ab da durfte nun auch Frauchen sich wieder Fleisch einverleiben.
Als dann so langsam die Zähnchen altersbedingt ausfielen, bekam ich viel Weichfutter. Hähnchenleber, Brathähnchen, Leberkäse,
Mett, waren dann genauso als Futter willkommen. Speck, Frauchens Mama brauchte nur das Brett aus dem Schrank rausholen und schon stand ich neben ihr
Gewehr bei Fuß und bekam auch immer ein paar kleine Bröckchen.
Ich hasste es, wenn mein Futter nicht schnell kochte. Suppenhähnchen war meine Lieblingsspeise, als ich älter wurde. Doch die blöden
Flattermänner brauchten immer über eine Stunde, weil mein Frauchen keinen Schnellkopftopf mochte. Also musste ich immer eine Stunde lang
den Duft einatmen, bis ich endlich mal was auf den Teller bekam und den doofen Herd anbellen, damit er schneller kochte.
Damit es auch mit der Verdauung gut klappte, entdeckte ich, das ungesalzene Erdnüsse sehr förderlich waren. Da bekam ich dann immer zweimal
die Woche je drei oder vier Stück der kleinen Kullerchen. Und wehe, das wurde vergessen, da machte ich Männchen an der Schrankwand wo sich
die Dinger befanden und bellte. Ab und an erhielt ich auch, einen Klecks geschlagene Sahne. Das war ein Festschmaus.
Mein Lieblingsspielzeug.
Alles was Krach machte und schön quietschte. Auch liebte ich es wenn man mich herausforderte, wer der Stärkere war. Mein allerliebstes
Spielzeug bekam ich von Frauchens Mama. Die brachte das mal vom Einkaufen mit und gab es mir. Es war eine kleine Babypuppe, die Püppi getauft
wurde. Püppi hatte ich geliebt, mit der bin ich immer schlafen gegangen, konnte sie stundelang putzen. Sie musste überall mit hin, doch
eines Tage war sie nicht mehr da. Frauchen kaufte eine Ersatzpüppi, doch die mochte ich nicht.
Als ich noch klein war, hatte ich was Tolles entdeckt. Wenn man vom letzten Zimmer Anlauf nahm und im Wohnzimmer auf die Teppichbrücke sprang,
konnte man herrlich rutschen. Jedoch musste ich immer aufpassen vor der Balkontür abzuspringen, sonst knallte ich gegen die Scheibe. Was aber
auch ab und an passierte. Als ich größer wurde, machte ich das nicht mehr.
Da hatte ich dann einen anderen Sport entdeckt: Briefträger jagen. Leider gelang mir dies nur zweimal, aber dafür wurde er tagtäglich
mit ohrenbetäubendem Gebell und auch Gejaule begrüßt.
Mein weiteres Leben.
Ich lebte ab meinem ersten Lebensjahr auch öfters bei Frauchens Eltern, denn die gaben mich nicht mehr her, nachdem ich ein paar Tage bei ihnen
verbringen musste. Doch wir fanden einen Kompromiss; immer wenn Frauchen zu Besuch kam, durfte ich wieder mit zu ihr. Wenn mich Frauchens Vater
vermisste, holte er mich wieder. Das war jedes Mal sehr herrlich, denn so durfte ich Autofahren.
Stadtleben war zwar schön, aber da gab es leider wenig Grün, denn mein Geschäft machte ich gerne nur auf dem Rasen, denn da konnte man
gefahrlos nach hinten ausschlagen, wie ein Ackergaul, ohne dass die Krallen was abbekamen. Und Frauchens Eltern hatten einen großen Garten, der
auch zum spielen und herumtollen klasse war. Doch der musste erst mal hundesicher gemacht werden.
Frauchen fuhr öfters am Sonntag mit mir zu den Eltern und die saßen dann im Sommer auf der Terrasse. Der Garten war schön groß
und wurde von mir immer genauestens inspiziert, ob sich da nicht ein anderer mal verewigt hatte. War aber nie der Fall.
In meinem ersten Sommer lernte ich komische, weißgraue, wollne Viecher kennen, die immer Mähhh machten. Die weideten auf dem
Nachbargrundstück als Rasenmäher, da es nicht bebaut war. Die musste ich unbedingt kennenlernen und wollte sie mal alle abschnuffeln. Also
suchte ich mir einen Durchgang im Zaun und schwupps war ich drüben. Aber so einfach war das nicht, die zu beriechen, denn sie flüchteten
von mir. Also rannte ich immer im Kreis um sie rum und trieb sie zusammen. Dabei zog ich den Kreis immer enger und wurde dann durch Frauchens Vater
gestört. Man bugsierte mich wieder zurück in unser Grundstück, dann wurde der Zaun hundesicher unten abgedeckt. Man übersah noch
eine Stelle, die ich dann eine Stunde später auch nutzte, doch leider kam ich wieder nicht an die Schafe ran. Ab da war dann alles dicht und ich
konnte sie nur durch den Maschendrahtzaun anschauen.
Was ich liebte.
Ich liebte die Schuhe meines Frauchens. Die hatten einen besonderen Geruch und ich schleckte sie immer blitz blank. Aber nur innen. Und nur ihre.
Kaputt gemacht hatte ich sie nie. Auch keine anderen.
Frauchens Papa hatte eine Engelsgeduld mich zu bürsten und zu kämmen. Einmal am Tag machten wir das fast zwei Stunden lang, denn ich hatte
im Winter ein schönes langes Fell. Praktischer Weise wurde das im Sommer immer runtergeschoren. Dabei drehte ich mich wie eine Primaballerina,
damit auch wirklich alle Stellen schön durchgebürstet waren, denn ich produzierte immer Knoten im Fell, durchs Schlecken. Auch mein zweites
Herrchen konnte das sehr gut, doch nicht mehr so lange, da hatte ich nun keine Geduld mehr.
Frauchen und auch ihre Mama konnten mir dann am Abend stundenlang den Rücken kraulen. Das war sehr entspannend.
Autofahren auf der Hutablage hatten wir ja schon, aber durfte die Geschwindigkeit nie über 100 km/h hinausgehen. Da verkroch ich mich dann immer
im Fußraum. Einkaufstüten musste ich als Erste auspacken, da war immer was für mich dabei. Egal ob ein neues Spielzeug oder was
leckeres für zwischendurch.
Baden war bis zu meinem 11ten Lebensjahr auch eine Leidenschaft von mir. Wenn man rief: Baden, Lady, dann sauste ich ins Badezimmer und wenn ich
gekonnt hätte, wäre ich auch noch selber in die Wanne gesprungen. Doch die war zu hoch. Zigarettenschachtel tragen war eine schöne
Aufgabe, denn ich hatte kaum welche.
Frauchens Papa fotografierte gerne und ich war sein Lieblingsmotiv. Da hielt ich auch immer ganz still, bis er das Bild hatte. Manchmal gehorchte ich
auch und ging mal seitwärts oder kam auf ihn zu. Geliebt hatte ich auch Blumen, da sie immer so schön dufteten.
Meine Lieblingsbeschäftigungen.
Da gab es wieder reichlich welche.
Stundenlang Gassi gehen, was sich mit zunehmendem Alter aber legte. Dabei konnte man so schön Zeitung lesen, ein Ausspruch von Frauchens Vater.
Frauchens Brille verschmieren, denn sie musste ja auch mal was tun. Sobald sie wieder sauber war und ich erwischte sie wieder, schleck, noch mal
drüber. Da wurde ich dann kurz geschimpft, aber sie war mir nie böse.
Knochen vergraben und wieder ausbuddeln, am besten da wo man gerade neue Pflanzen und Knollen gesetzt worden waren, im Winter im Schnee tollen, Man
konnte Frauchen und Herrchen schön verarschen. Decke schauen, sie schauten auch hoch. Hinter der niedrigen Schrankwand kratzen, Herrchen baute
ab und ich schaute mal, was da dahinter war.
Frauchen strickte gerne, und es machte mir unheimlichen Spaß, ihr die Wolle zu mopsen, die ich nicht mehr hergab. Da legte ich erst meine Pfote
drauf, dann meinen Kopf. Wenn sie immer noch keine Ruhe gab, dann meinen ganzen Körper. War nur immer für sie blöd, wenn es
ausgerechnet das Knäuel war, mit dem sie strickte. Doch sie wusste sich zu helfen. Sie riss es ab und nahm ein neues. Dann hörte ich immer:
Du bist ein Luxushund. Das ist Angorawolle und die ist schweineteuer. Mag ja so gewesen sein, doch sie war unheimlich kuschelig und flauschig. Da
hätte sie mir mal ein Mäntelchen draus stricken sollen. Doch was nervig an den Knäuelchen war, waren die Flusen.
Ich musste immer wissen, was es zum Essen gab. Da bettelte ich solange, bis man mir was gab. Ich wollte nicht dauernd was, sondern eben nur meine
Neugierde stillen, hätte ja auch was sein können, was ich unheimlich gerne mochte, und das hätte ich dann verpasst. Dafür
bedankte mich jedes Mal, indem ich denjenigen, die mir was zum Probieren gaben ein Röllchen brachte und es ihnen unterm Tisch zu ihren
Füßen legte.
Röllchen waren Frolics, die eigentlich immer rum standen. Doch das war kein Futter, sondern Spielzeug. Mit den Dingern konnte man unheimlich gut
werfen, was mir Frauchens Papa bei brachte. Der lag auf dem Boden und rollte mir eins zu. Doch das musste genau zwischen meine beiden Beinchen
landen, sonst war das kein Tor. Ich nahm es dann und warf es ihm zurück. Das machten wir dreimal, dann verschwand das aufgeweichte Teil in
meinem Magen und ich holte aus der Küche ein neues. Das Spielchen konnte wieder von vorne beginnen.
Stängchen, Rodeos - konnte man schön zwischen die Pfoten nehmen und abknabbern. Die bekam ich immer wenn wir ins Bett gingen. Die Reste
fand ich dann morgens an meinem Futterplatz vor. Später bekam ich dann von den Eltern meines neuen Herrchens flache Stängchen, aber da ich
nicht mehr richtig abbeißen konnte, brachen sie die auseinander und fütterten es mir so. Man muss seine jeweiligen Hundehalter nur richtig
erziehen, dann geht so was auch ohne Zähne. Die waren auch sehr lieb zu mir, denn ich verbrachte nach dem Tod von Frauchens Mama bei ihnen viel
Zeit, da Frauchen lange im Krankenhaus war und mein Herrchen arbeiten musste. Doch der holte mich immer zum Wochenende ab und ich konnte mit ihm dann
viel machen. Der verwöhnte mich nämlich auch.
Krankheiten und der blöde Tierarzt.
Krankheiten? Bitte was war das?
Also eine Krankenversicherung für mich hätte sich nie rentiert. Frauchen hatte auch nie eine abgeschlossen. Was sie aber abgeschlossen
hatte und was eine absolute Geldverschwendung war, das war eine Hundehaftpflichtversicherung. Da zahlte sie 16 Jahre lang eine schöne Summe, die
sie besser in Spielzeug investieren hätte sollen. Obwohl, da konnte ich mich nicht beklagen. Ich hatte Massen davon. Vielleicht hätte sie
das Geld spenden sollen, Tiere in Not, wäre eine gute Alternative gewesen, denn die brauchte Frauchen nie in Anspruch nehmen. Zurück zu den
Krankheiten. Ich war bis auf einmal ein ganz gesunder, mobiler, kleiner Hund. Bis auf 2003 da hatte ich mal Durchfall. Mama mia, dass pfiff nur so
raus und dann fast jede Stunde und natürlich in der Nacht. Frauchen kam nicht zum Schlafen. Sie trug mich die Treppen hinunter und auch wieder
hoch, denn das hat mich ganz schön geschwächt und Hunger hatte ich auch keinen. Am Samstag ging sie dann zum Tierarzt mit mir, da wollte
ich aber nicht hin. Doch man fragte mich ja nicht. Also bekam ich eine Spritze und zu Hause stürzte ich mich auf meinen Futternapf.
Je älter ich wurde, desto mehr litt auch mein Gehör. Doch das kompensierte ich, indem ich nun immer schön Frauchen oder Herrchen ansah
oder sie ruckelten an der Leine, wenn sie wo anders hin wollten. Handzeichen hatte ich sehr schnell gelernt und die Verständigung klappte prima.
Nur ließ man mich nicht mehr ohne Leine gehen. Einerseits verständlich, da ich ja sonst überfahren worden wäre...
Dem Tierarzt widme ich ein eigenes Kapitel. Wieso gab es eigentlich solche Zweibeiner?
Mein beiden schlimmsten Erlebnisse.
Mein erstes Herrchen war auf einer Baustelle und hatte vergessen den Zündschlüssel abzuziehen. Er hatte mir nur einen Spalt das Fenster
offen gelassen, aber man brauchte nur auf den Knopf zu drücken, wo Frauchen immer ihren Arm ablegte. Da ging das Fenster runter und ich konnte
aus dem Auto springen. Ich suchte Herrchen und nahm auch seine Spur auf, doch fiel ich dann in eine stinkende Grube. Man sollte vielleicht schauen,
wo man lang läuft.
Herrchen musste mich dann suchen und fand mich nach einer Stunde, obwohl ich ganz dolle gebellt hatte. Ich war in eine Art Jauchegrube gefallen; ui
haben wir da beide gestunken, nachdem mich Herrchen gerettet hatte. Da durfte ich dann mit Herrchen zusammen baden und eine Reinigungsfirma musste
das Auto sauber machen. Frauchen hat Herrchens Klamotten gleich in die großen Tonnen vorm Haus geschmissen.
Das zweite Erlebnis ging so schnell, da weiß ich nicht mal warum es passiert ist. Da war ich 8 Jahre alt und ging mit Frauchens Mama Gassi.
Urplötzlich schoss ein junger Schäferhund ums Eck, stürzte sich auf mich und blieb mit seinem Hauer in meinem linken Auge hängen,
was er mir dann herausriss. Der blöde Landtierarzt wollte mir das Auge rausnehmen und zunähen. Klar, dann vielleicht noch eine Augenklappe
und ich wäre ein verkappter Piratenhund gewesen.
Frauchen ging mit mir zu dem netten Tierarzt nach Nürnberg, der auch für den Nürnberger Tiergarten zuständig war. Der meinte
nein, das Auge bleibt drinnen und behandelte mich nun. Er machte Frauchen leichte Hoffnung, dass die Sehnerven eventuell wieder zusammenwachsen
würden, was sie aber leider nicht taten. Doch ich hatte der Optik wegen beide Augen, was bei dem einen auch nicht mal so auffiel, dass es kaputt
war.
Ich kam auch mit einem Auge sehr gut zurecht, denn im Grunde hatte ich nun drei Augen. Frauchen und auch später mein neues Herrchen, passten wie
die Schießhunde auf, dass ich nirgends aneckte und warnten mich immer.
Die Sache mit dem Schäferhund machte meinen beiden Frauchen mehr zu schaffen, als mir. Sie wechselten die Straßenseite, wenn ein
großes Tier auftauchte. Doch ich wollte wissen wer das war, also zerrte ich sie zu dem Kumpel rüber. Dann immer die blöden Fragen: Ist
das ein Weibchen oder Männchen. So was bescheuertes, Hauptsache ein Hund und man konnte sich beschnüffeln.
Familienzuwachs.
1997 war Frauchens Papa auf einmal nicht mehr da. Ich roch ihn noch lange im Haus, verstand aber nicht, warum Frauchen und ihre Mama tagelang
heulten. Ich versuchte sie zu trösten wo es nur ging.
Vier Wochen später zog Frauchen in das große Haus mit ein und nun hatte ich meine beiden Frauchen zusammen. Das war schön, nun wurde
ich zeitgleich von beiden verwöhnt.
Frauchen brachte etwas mit, was komisch roch und in einem Korb saß. Das besah ich mir genauer und bekam eine gescheuert. Lady, da musst du
aufpassen. Das ist Blinki, ein kleiner 12 Wochen alter Kater und der hat scharfe Krallen. So stellt sie mir das junge männliche Kätzchen
vor. Sie holte ihn aus dem Transportkorb heraus, hielt ihn fest und wir beschnuffelten uns.
Wir verstanden uns nach einer halben Stunde prima und ich adoptierte ihn. Er wurde nun zu meiner zweiten Püppi, die jedoch lebte und vier
Samtpfoten hatte. Blinki und ich verbrachte die meiste Zeit zusammen. Wir spielten, am liebsten wickelte ich ihn in den großen Teppich ein, wir
jagten uns durchs Haus, sehr zum Leidwesen von Frauchens Mama, die ab und an mal über uns stolperte. Wir ruhten uns gemeinsam auf der Couch oder
in meinem Körbchen aus.
Auch mampften wir zusammen. Da lernte ich dann auch anderes Futter kennen und lieben. Katzenfutter war nicht so mein Ding, aber Eigelb und
Katzenmilch. Wir bekamen immer jeder ein kleines Tellerchen voll davon, doch putzten wir erst den einen nieder und dann den anderen. Futterneid
kannten wir nicht, zum anderen bekamen wir auch immer Nachschub, wenn wir wollten.
Eines Tages kam Frauchen mit einem zweiten Halsband und Leine nach Hause. Sie legte es Blinki um, ich bekam meins. Dann hängte sie die Leinen
zusammen und befestigte sie an uns beiden. Komm Lady, zeig Blinki mal unseren Garten, forderte sie mich auf. Bis dahin durften wir nur im Haus
spielen. Juhuuuu, das war was. Ich zerrte den kleinen Kerl raus in den Garten und er trotte hinter mir her. Ich zeigte ihm meine
Lieblingsplätze, die er auch beschnuffelte. Dann zog er mich durch die Landschaft und besah sich das Grundstück. Das machten wir fünf
Tage lang so, dann durfte Blinki und ich ohne Leine raus.
Man konnte der flitzen, da kam ich fast nie mit. Und das gemeinste war, der konnte an den Bäumen hochklettern. Ich konnte die nur bepinkeln.
Seinen ersten Ausflug auf einen Baum endete mit der Leiter vom Nachbarn und der holte das zitternde Bündel wieder runter. Nach dem dritten Mal
hatte dann Blinki kapiert, wie man auch wieder runter kommt.
Nachts schliefen wir bei Frauchen. Ich lag in ihrem rechten Arm und Blinki in ihrem linken. Die Arme wurde so zur Rückenschläferin von uns
erzogen. Gegen halb sieben Uhr schmiss ich dann den Langschläfer aus dem Bett und jagte ihn raus, denn er brachte immer so leckere Mäuse
mit. 1998 musste Herrchen eine Maus fangen, die Blinki in Frauchens Schlafzimmer geschleppt hatte. Die lebte noch und Frauchen hatte Angst. Mein
erstes Herrchen war auf einer großen Baustelle und kam nur am Wochenende nach Hause. Der musste die dann fangen denn ich durfte nicht. Blinki
interessierte das nicht, und ich wollte so gerne helfen. Eine Mausefalle wurde ihr dann zum Verhängnis.
Gassi gehen war nun noch schöner. Wenn ich Blinki rausgeworfen hatte, schlief ich noch eine Stunde mit Frauchen. Die war mittlerweile
selbständig und konnte sich nun ihre Zeit einteilen. Wir liefen dann immer Richtung Wald und wenn wir nach einer halben Stunde wieder nach Hause
gingen, sprang Blinki aus irgendeinem Garten und lief neben mir her. Da wir fast die gleiche Schulterhöhe hatten, war das ein schönes Bild
und Gesprächsstoff für die Nachbarschaft.
Was ich hasste.
Leider gab es das auch und das war auch nicht wenig.
Briefträger und Tierarzt war ja klar. Motorradfahrer in schwarzer Kluft und mit Helm, denn da sah man kein Gesicht und schwarz war eine
scheußliche Farbe. Kinder mochte ich zwar, aber erst wenn sie größer waren, vorher zogen sie mich immer am Schwanz und das tat
manchmal weh.
Staubsauger und Rasenmäher. Die machten jedes Mal Höllenspektakel, was meinen Ohren nicht gut tat. Genauso das blöde Geballere einmal
im Jahr, wo die Zweibeiner dann Raketen in die Luft schossen oder es knallte fürchterlich laut. Da nahm mich aber Frauchen jedes Mal ganz lieb
in den Arm, hielt mir die Ohren zu und streichelte mich eine Stunde lang.
Alleine sein, was eigentlich fast nie vorkam, außer ich schlief und Frauchen war der Meinung sie könnte mal schnell den Müll raus
bringen. Dann jaulte ich das ganze Haus zusammen bis ich sie im Laufschritt hörte wie sie zurück rannte. Wenn Frauchen einkaufen ging,
musste ich immer aufs Auto aufpassen. Meistens klopften dann immer Leute an die Scheibe, und riefen: Schaut, mal ist die nicht
süüüüß? Da wurde ich dann zur Bestie und kläffte was das Zeug hielt. Die hatten zu verschwinden und ihre Pfoten von
unserem Auto zu lassen.
Manchmal spielte ich auch nur Alarmanlage und Frauchen kam dann schneller zurück. Die Türklingel war auch so ein Problem, da musste ich
immer bellen. Später hasste ich die Hundefriseuse, die wollte mir unbedingt einen Maulkorb verpassen, da ich ab und an mal nach ihr schnappte,
wenn sie an meinem Fell ziepte. Das war aber schon nach dem Tod von Frauchens Vater. Denn keiner konnte mich so gut kämmen und bürsten wie
er damals.
Tierarzt.
Mein Staatsfeind Nummer eins. Und das jedes Jahr.
Wer hatte eigentlich diese bekloppten, jährlichen Untersuchungen und Spritzen erfunden?
Jedenfalls kam ich nicht da drum herum. Frauchen oder auch ihr Papa damals, brachten mich regelmäßig hin und ließen mich untersuchen.
Schon vor dem Haus nahm ich nur Stressgerüche auf und auch im Wartezimmer roch es nicht anders. Dort lernte ich zwar auch andere Tiere kennen,
aber so den richtigen Nerv für Bekanntschaften hatte ich nicht. Tollwut, Staupe, Infektiöse Leberentzündung, Zwingerhusten, Hepatitis.
Das ganze Programm. Dann noch die jährliche Wurmkur, Igitt! Da versuchten sie mich immer auszutricksen und verpackten das Zeug in Leberwurst. Na
ja, ich schluckte es runter, schüttelte mich wie ein Petz und hoffte auf ein paar Leckerli danach. Nie wurde ich enttäuscht und bekam davon
reichlich.
Die Spritzen waren das gemeinste.
Vor drei Wochen bekam ich Zahnschmerzen und ich fraß nur noch ganz weiches Futter. Doch irgendwann konnte ich das auch nicht mehr zu mir nehmen
und Herrchen ging mit mir zum Tierarzt. Die stellten fest, dass ich Zahnstein hatte. Aber man riet wegen des Alters ab, den zu entfernen. Frauchen
pürierte nun und das ging dann etwas besser. Leider nicht lange und ich baute immer mehr ab.
So war ich gesund, doch dann stellte man eine erneute Diagnose fest. Die Blutwerte hatten ergeben, dass meine Nieren mich vergifteten. Herrchen und
Frauchen waren geschockt.
Wir hatten noch einen Tag zusammen und konnten Abschied nehmen.
Wofür ich dankbar bin.
Ich hatte wunderschöne 16 Jahre, zwei Monate und 11 Tage, die ich in einer großen, lieben Familien verbringen durfte. Man ließ mich
Hund sein, vielleicht auch eine Art Kinderersatz und ich wurde verwöhnt.
Nie musste ich sinnlosen Quatsch erlernen, wie mach Männchen oder tanz mal. Meine Erziehung ging ganz von selber, da ich sehr viel Zeit mit
meinen Bezugspersonen verbringen durfte und passte mich an. Wie auch sie sich an mich anpassten, mal frech grinse.
Nun bin ich im Hundehimmel und such den blöden Schäferhund, um ihn endlich mal ein paar Takte vorzuwuffen und ihm meine Meinung zu geigen,
was ihm damals eigentlich eingefallen war, mich anzugreifen. Denn ich hatte ihm nie was getan, da ich immer so ein lieber, kleiner, braver Hund war,
den alle mochten und liebten.
Text aus der Sicht von Lady Jessica unter copyright von Gabriele Salz.